Anfrage der Fraktion der Bürgergemeinschaft Speyer

an den Oberbürgermeister der Stadt Speyer zum Thema Hochwasserschutz

ausgearbeitet von Herrn Dipl.-Ing. Herbert Grün (Fachberater für Wasserbau)

In den letzten Jahren haben Flutkatastrophen an den Flüssen Oder, Elbe und Donau Milliardenschschäden verursacht. Es waren jeweils Flutereignisse, deren Ausmaß weit über dem sogenannten hundertjährlichen Hochwasser lagen.

Im Oberrheingraben gibt es zur Zeit, laut der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) - der von den Rheinanliegerstaaten gebildeten amtlichen wissenschaftliche Fachkommission, nur einen Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser.

Es gab auch am Rhein zuletzt 1815 und 1955 Hochwasser mit weit größeren Wassermengen als ein hundertjährliches Hochwasser. Den 1955 schon lebenden Einwohnern der tiefer gelegenen Altstadt Speyers ist die damalige Überschwemmung ihres Wohngebietes noch in lebendiger Erinnerung.

Die Zeitdifferenz eines Hochwasserscheitels zwischen Basel und Mannheim betrug im Jahr 1955 noch 65 Stunden, heute wegen baulicher Veränderungen am Oberrhein aber nur noch 30 Stunden. Die Flutwelle aus den Westalpen trifft deshalb heute immer öfter mit dem Hochwasser aus den Flüssen und Bächen aus Vogesen, Schwarzwald, Odenwald und Pfälzer Wald zusammen. Dadurch werden die Fluten höher und es kommt zu starken Rückstauungen in diesen Nebenzuflüssen, z.B. auch im Speyerbach.

  1. Der alte, unsolide gebaute Damm im Bereich Kirrmeierstraße, Auestraße und K 2 ist ein Hochrisikobereich für Dammbruch. Wegen der Straße kann der Damm nicht verbreitert werden. Bei einer Erhöhung der Dammkrone würde die Standfestigkeit des Dammes deswegen weiter verschlechtert werden. Warum wird der Damm nicht durch eine Spundwand mit Fußverpressung dauerhaft saniert?
  2. Im Bereich dieses Dammes sind bei kurz geschnittenem Gras mit bloßem Auge großflächige Setzungen zu erkennen. Wir fragen deshalb, wie oft wurde der Damm und der Dammfuß wegen Durchspülung oder Grundbruch bereits mit Zementsuspension oder gleichwertigem Material nachverpresst?
  3. Bei längerem Hochwasser gibt es deutlich sichtbar Druckwasserflächen durch drückendes Wasser von der Flussseite her hinter dem Damm (z.B. Klipfelsau). Diese drückenden Wassermengen schaffen das hohe Risiko für Grundbrüche, also einer Auflösung der Deichsohle. Gibt es hydrogeologische Untersuchungen und Gutachten zu der konkreten Lage bzw. Gefahr für Speyer? Wenn ja, bitten wir um deren Vorlage.
  4. Wird der in der Zeitung erwähnte Plan demnächst, eventuell im Jahr 2006, ein Schöpfwerk zum Schutz der Altstadt zu bauen, realisiert? Gibt es überhaupt einen solchen Plan?
  5. Was geschieht, um die Wasserzuflussmengen zum Speyerbach bei Starkregenereignissen am Oberlauf zu begrenzen und zeitweise zurückzuhalten?
  6. In Dudenhofen wurde der kleine Speyerbachdamm zum Schutz des tiefer gelegenen Ortskerns vor Rückstauwasser des Speyerbachs mittels Einrammung einer Spundwand saniert, stabilisiert und dauerhaft gesichert. Diese Sicherung läuft, wie wir aus einem Bild in der PAZ vom 23. Mai 2004 schließen, scheinbar recht nah am Bach. Sind durch diese an sich sinnvollen Maßnahmen reguläre Rückstauflächen des Speyerbachs verloren gegangen?
  7. Wurzelwerk von Bäumen wächst zum Wasser und schafft damit in Dämmen die Gefahr der Durchspülung. Deshalb sind Bäume auf Deichen unzulässig. Im Bereich Altenheim stehen auf dem Speyerbachdamm große Bäume. Warum erscheint Ihnen diese Gefahr vertretbar?
  8. In der Straße hinterm Rheindamm verläuft zwischen Klärwerk und Altstadt ein vor wenigen Jahren verlegter neuer Kanal. Ist dieser Kanal zusätzlich gegen Auftrieb bei hohen Druckwassermengen gesichert oder geht man davon aus, dass das Eigengewicht und die Auflast von Erde und Straße statisch ausreicht?
  9. Fahren auf oder im Dammbereich mit Kraftfahrzeugen ist eigentlich streng verboten. Inwieweit belasten die Erschütterungen durch den schnellen Schwerlastverkehr auf der unmittelbar neben dem Damm entlang führenden Straßen (Kirrmeierstraße und K2) den Aufbau des Dammes durch Setzungen? Gibt es Untersuchungen oder Risikoabschätzungen zu den Wirkungen der tieffrequenten Schwingungen durch schwere Kies-, Beton- und Müllfahrzeuge auf den Resonanzbereich der Bodenschichten des Untergrundes?
  10. Am Hafen ab ehemalige Ziegelfabrik und an anderen Stellen gibt es keinen Damm.Welcher mobile Verbau (Maße, Fabrikate) für Hochwassserschutz ist in Speyer in der Vorhaltung, um Risikobereiche vor Überflutung zu sichern und welche Abschnitte sollen damit gesichert werden? Wir bitten um Übersichtskarten mit der Linienführung.
    Bis zu welchen Fluthöhen von Rhein und Speyerbach wird durch den vorhandenen mobilen Verbau zurzeit der Schutz gewährleistet? (Für den Rhein bitten wir um Bezug zum Pegel Maxau.)
  11. Welche Ausbaupläne für den Hochwasserschutz hat zur Zeit die Stadt Speyer? Welche Ausbaupläne für den Hochwasserschutz des Landes im Bereich Speyer sind der Stadt Speyer bekannt? Gibt es insoweit Forderungen und Wünsche der Stadt Speyer an das Land oder den Bund und wenn ja, welche sind das?
  12. Welche Teile der Stadt Speyer würden bei einem zweihundertjährlichen Hochwasser überflutet?

mit freundlichen Grüßen
Claus Ableiter

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